DIE SAGE VOM
KLÖTZELMÖNCH
Tel.: 03581 - 47 58 0
Fax.: 03581 - 47 58 20
IHR HOTEL ZUM KLÖTZELMÖNCH IN GÖRLITZ
Fleischerstrasse 3
02826 Görlitz
In diesem Haus - dem heutigen Hotel zum
Klötzelmönch in Görlitz - so wird
berichtet, lebte mit ihrem Mütterlein vor vielen,
vielen Jahren eine wohl schöne Maid, die
gar fromm und gottesfürchtig war. Brav und
sittsam
nahm sie an den täglichen Messen des Ordens
der Franziskaner in deren Klosterkirche teil.
Nun trug es sich zu, dass die Mutter eines Tages
vergeblich auf die Heimkehr ihres Töchterchens
wartete, obwohl die Messglocke schon längst das
Ende des Kirchganges verkündet hatte.
Unruhig und voller Sorge schaute sie aus dem
Fenster zur nahen Kirche des Klosters.
Doch ihr Warten blieb vergeblich.
Zu sehen ist bis heut der straßenseitig am Haus
Ausschau haltende Kopf der Mutter.
An dem Tag wanderte ein junger
Handwerksbursche in die alte Sechsstadt Görlitz
ein. Als er
bei der offenen Klosterkirche vorbeikam,
läutete eben das Minoritenglöcklein zur Messe.
Der fromme Jüngling trat in den heiligen Raum,
legte in einer Ecke der Kirche sein Ränzlein
ab, kniete nieder und betete inbrünstig.
Da überkam ihn eine plötzliche Müdigkeit, er
lehnte den Kopf an die Bank und schlief sofort
ein. Als die fromme Handlung vorüber war und
alles die Kirche verlassen hatte, schloss der
Pförtner, der den Schlafenden nicht bemerkt
hatte, die Kirchtüren zu. Der junge Mann
erwachte erst Mitternacht und erschrak nicht
wenig, als er sich in tiefer Finsternis
mutterseelenallein in der leeren Kirchhalle
wieder fand. Er sprang auf und näherte sich der
ewigen Lampe, die auf dem Hochaltar brannte,
um wenigstens etwas sehen zu können.
Da hörte er auf einmal schlürfende Schritte. Er
versteckte sich daher eilig in einem der
gotischen Chorstühle, die den Altarplatz
umgaben. Kaum hatte er sein Versteck erreicht,
da öffnete sich ihm gegenüber die eiserne Tür,
die die Kirche mit dem Minoriten- oder
Franziskanerkloster verband. Heraus trat ein
Mönch, dessen hässliche Züge von einer
Blendlaterne hell erleuchtet wurden.
Er schleppte eine schlanke Frauengestalt, die
offenbar nicht mehr am Leben war, an ihren
langen blonden Locken hinter sich her und
klapperte dabei unheimlich mit seinem Holz-
oder
Klötzelpantoffeln. Vor dem Altare angekommen,
hob er eine Steinplatte aus dem Fußboden
heraus und ließ den Leichnam, den das darauf
fallende Licht der Blendlaterne jetzt als den
eines schönen jungen Mädchens erkennen ließ,
hinab in die Tiefe gleiten, schob die Platte
wieder zurecht und verließ mit demselben
schlürfenden Gang die Kirche.
Dem Handwerksburschen zitterten ob dieses
grausigen Anblicks alle Glieder, er musste
jedoch ausharren, bis die Türen zur Frühmesse
geöffnet wurden. Da schlich er unbemerkt
hinaus und glaubte, es habe ihn ein böser Traum
geäfft. Allein in der Herberge hörte er, dass
man seit gestern die schöne Tochter einer armen
Witwe aus der Fleischerstrasse vermisste,
die in die Messe gegangen, aber von da nicht
wieder nach Hause zurückgekehrt wäre.
Da begab er sich flugs zum Bürgermeister und
erzählte, was er in der vorigen Nacht erlebt
hatte. Der Bürgermeister ließ sofort die Kirche
und das Kloster mit Wachen umstellen, den
Handwerksburschen in die Kirche führen und
dort durch diesen die Steinplatte suchen.
Diese war bald gefunden. Man hob sie in die
Höhe, stieg in die Gruft hinab und fand dort die
Vermisste als Leichnam. Nun wurden alle
Mönche versammelt, und der Handwerksbursche
erkannte unter den zitternden Mönchen den
wieder, dessen hässliche Züge ihn in der Nacht
zuvor erschreckt hatten. Der Mönch gestand nun,
dass er das Mädchen in seine Zelle gelockt,
dort überfallen, dann ermordet und in der
Mitternachtsstunde am Altare der Klosterkirche
verscharrt hatte. Seine Strafe war es, lebendig
eingemauert zu werden.
Aber seine Seele hatte keine Ruhe. Sowohl im
Kloster als auch in den dazu gehörigen
Gebäuden hört man ihn oft auf seinen hölzernen
Klötzelpantoffeln herumklappern. Der
verzweifelte Versuch, bei der Mutter des
Mädchens um Vergebung zu bitten, lässt ihn des
Nachts so manches Mal in dieses Haus kommen -
in das heutige Hotel zum Klötzelmönch.
Doch Sie wissen ja nun, wenn es des Nächtens in
Ihrer Unterkunft in Görlitz unheimlich
klappern sollte, dann es ist nur der Klötzelmönch.